Mittwoch, 13. Juni 2007

Der nächtliche Besucher auf dem Balkon (Teil 3)

Ich versuche wieder und wieder die Kollegin zu erreichen. Nach dem vierten Mal ( es sind nun schon über 20 Minuten vergangen) nimmt sie endlich ab. Nur schon endlich mal jemand erreicht zu haben, beruhigt mich doch schon ziemlich. Ich schildere ihr die Situation und sie verspricht gleich loszufahren. Aus ihrem Fiat Panda wurde kurzerhand ein Ferrari, denn einige Minuten später stand sie schon da. Sie kommt rein und fragt ob er denn immer noch da sei. Ja, der ist immer noch auf dem Balkon. Sie sagt mir ich solle im Zimmer bleiben und geht zum Balkon. Sie geht raus und spricht mal ganz beruhigend auf den Typen ein. Er solle sich jetzt erst Mal setzen und bot ihm eine Zigarette an. Diese Ruhe möchte ich haben !

Sie spricht mit ihm, aber er versteht anscheinend nicht wirklich gut Englisch. Aber er beruhigt sich und sie macht ihm klar, dass das gar nicht okay war, was er da getan hat, und dass er nun wirklich zu gehen habe. Mich schickt sie ins Badezimmer, während sie ihn hinaus begleitete.

Sie kommt zurück und wir gehen zusammen auf den Balkon. Der etwa 25-jährige Jüngling versucht inzwischen schon wieder hochzuklettern. Unsere Rufe, endlich abzuhauen halten ihn zwar vom klettern ab, aber er verschwindet nicht. Nun lümmelt er einfach im Hotelgarten rum und ruft immer wieder nach oben "I love you". Nach ein paar Minuten und weiterem Rufen geht er bis zur Strasse und setzt sich dort hin. Wieder geht die Kollegin runter zu ihm und sagt er solle endlich verschwinden, was er dann auch bald macht.

Ich packe kurz die nötigsten Sachen und gehe mit der Kollegin zu deren Appartement wo ich versuche noch ein bisschen zu schlafen. Nach so einem Erlebnis ein schwieriges Unterfangen. Ich schlafe dann aber doch so gegen sieben Uhr ein und erwache aber bereits um neun Uhr wieder. Die Kollegin schläft natürlich wieder tief und fest.

Ich gehe mal raus und rufe mal meiner Mutter an um ihr zu sagen was vorgefallen ist und um einfach etwas zu reden. Die Geschichte macht mich unheimlich traurig. Dieser Typ hat mir einiges genommen. Die Sicherheit und das Wohlfühlen im Dorf.
Mein Zimmer hat mir immer so gut gefallen. Das war jetzt das vierte Mal, dass ich im selben Zimmer war. Der Balkon hat Morgen- und Abendsonne was ich jeweils sehr genoss. Im Dorf fühlte ich mich sehr wohl, und so sicher, dass ich immer ohne Bedenken nachts nach Hause lief. Kann ich das jemals wieder ?

Etwa um 11 Uhr erwacht auch die Kollegin wieder. Draussen regnet es bereits. Nun passt das
Wetter auch zu meiner Stimmung.
Zusammen fahren wir zu meinem Hotel. An der Rezeption frage ich, ob sie etwas mitbekommen haben diese Nacht. Nein, es hat sich niemand gemeldet. Schon komisch, die beiden Zimmer neben mir waren besetzt und angeblich hat niemand diesen Lärm gehört. Auch nicht die Nachbarn über deren Balkon der Typ zuerst geklettert ist. Na, ich denke, die wollten sich mal fein raushalten…..

Mit den zwei Männern vom Hotel gehen wir zur Aussenfassade, weil beide gar nicht glauben können, wie das passieren konnte. Direkt von unten kommt man kaum hoch. Übers Dach geht auch nicht…. Immer wieder schauen die mich ungläubig an. Gut hat die Kollegin alles miterlebt und ist nun dabei um die zwei zu überzeuge, dass es wirklich so war. Irgendwann sehen wir dann die Spuren die zum anderen Balkon, neben meinem führen. Da ist er also hochgekommen.

Zuerst wollte ich gleich aus dem Hotel raus. Das Angebot, ein anderes Zimmer zu beziehen schlug ich aus. Ich dachte an diesem Tag wirklich, ich könne mich da nie mehr wohlfühlen.
Langsam hat sich dann das ganze Dorf irgendwie an dieser Aktion beteiligt. Der Hotelbesitzer kam extra aus der Stadt, und ein guter griechischer Freund kam auch. Zusammen mit allen Hotelangestellten haben wir die Sache besprochen. Sehr bald war klar, wer es war und die Polizei wurde informiert. Zudem gab mir jeder seine private Handynummer, damit ich jederzeit anrufen könne. Die Direktwahl des Polizeichefs habe ich nun auch. (ich habe noch nie so viele Telefonnummern an einem Tag gespeichert!)

Nach langem hin und her habe ich mich entschieden, im Hotel und sogar im selben Zimmer zu bleiben. Der Typ kommt sicher kein zweites Mal und wenn, dann hat er ein Riesenproblem mit dem halben Dorf. Aber ein ungutes Gefühl bleibt halt schon ein bisschen…..

Nun gehe ich im September wieder dorthin und hoffe, diese Geschichte bis dann definitiv vergessen zu haben.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich kann deine Unruhe verstehen, was diese Geschichte angeht.

Aber da jedes Ding zwei Seiten hat, wurde dir das Mitgefühl eines ganzen Dorfes präsentiert.
Und diesen Irren wirst du irgendwann vergessen: Sowas passiert nur einmal im Leben.

Du hast es jetzt hinter dir.

die Lila

rockgöre hat gesagt…

Das hoff ich doch schwer, dass der nicht nochmals kommt ;-)
Nein, mein Verstand weiss es auch, und der Rest von mir wird es auch bald wissen.
Und Du hast Recht, es hatte eine durchaus schöne Seite, dieses Erlebnis !

Und es kann nicht sein, dass mir ein Irrer den Spass am Dorf versaut. Nämmli !

Danke für Deine Worte

Metallschaedel hat gesagt…

Sachen gibt's, ......

Metallschaedel hat gesagt…

.....die versauen einem die Ferien.

rockgöre hat gesagt…

@Schweizer Ansichten

Sachen gibts....

... die machen das versaute locker wieder wett ;-)

Metallschaedel hat gesagt…

Ich glaube, ich verstehe was du meinst. *nichtrotwerden*

rockgöre hat gesagt…

@schweizer ansichten:

Kluger Mann !